Einzweidrei Tage am Meer ∴

Heute ist das Wetter höchst interessant! Ein rhythmisches Rauschen brummt vom Meer herüber. Der Seewind saust über den Platz und zerzauselt die Frisur. Die Luft riecht nach Fisch, Muscheln und Algen. Möwen und Spatzen stehen in der steifen Briese über der Küstenlinie.

Soeben hat’s mir bei einer Böe die Heringe aus dem Boden gezogen und um die Ohren geschmissen. Gerade als ich für eine Freundin meinen Text zu Köln als Audio aufspreche. Ich muss unterbrechen, denn das Tarp wedelt, durch die lose Strippe, nun bedrohlich wie die Fangarme eines Octopus.

Noch am Vormittag kam ein schöner warmer Wind aus Richtung Hiddensee übers Meer gesegelt. Es war ganz diesig, so dass man kaum die Insel sehen konnte. Die Brandung noch nicht so wütend wie jetzt. Und das Wetter erfrischend im Vergleich zu den fast windstillen, sonnigen letzten Tagen.

Schnell mache ich wieder alles fest und überlege, was ich noch umbauen könnte, um das Segel haltbarer gegen den Wind und diese fiesen Böen zu machen. Ein Mitarbeiter des Caravanplatzes kommt vorbei und meint, dass es in den Nachmittag hinein noch windiger werden wird und: „Es ist zwar bewölkt, aber regnen, nein, das wird es heute nicht mehr!“

Gut, Sonne gibt’s heute wohl auch nicht mehr. Und wenn kein Regen kommt, dann könnte ich das Segel ja abbauen, ehe es mir die Strippen am Auto durchschubbert - denn die sind auf einer Seite darüber gespannt, oder gar eine Stange um die Ohren fliegt. Ich werde abwarten und beobachten…

Max mag heute nicht so richtig raus. Er liegt den halben Vormittag im Auto und döst. Gestern hat er den Innenraum des Bullis unter der Liegefläche ausgekundschaftet. Nun hat er seine Wege nach oben und nach unten und betrachtet das Ganze als großes Abenteuer und sein privates Maisonette.

Anfang der Woche hatte ich mich entschlossen noch einmal ein paar Tage an die Ostsee zu fahren, bevor es ganz aus ist mit dem Sommer. Max hat es hier auf dem Platz gleich gefallen. Mit seinem neugierigen Wesen verzückt er die anderen Urlauber und jeder mag ein paar Worte mit mir über dieses kleine Fellknäuel wechseln. Wie witzig eigentlich, denn wenn ich ohne den kleinen Hasi hier wäre, würde wohl kaum jemand mit mir reden. Nicht weil ich so aussehe, als sollte man mich lieber nicht ansprechen, ganz und gar nicht - jedoch, Tiere verbinden. Nachts soll hier ein Fuchs rumschleichen. Aufmerksame Urlauber geben mir Bescheid und so muss Max, auch wenn es ihm nicht gefällt, immer kurz nach der Dämmerung ins Bett.

Ich mache mir einen Tee und setze mich unter das Tarp. Eine heftige Böe reißt es nach oben. Der Wind hat zugelegt. Ok, dann baue ich es mal schnell ab. Die Seile sind gelöst, das Tarp wedelt auf dem Boden liegend - und es beginnt zu regnen. Kann doch jetzt echt nicht wahr sein!? Ich räume alles schnell weg. Entschließe mich, mich ins Auto zu setzen und just in diesem Moment kommt die Sonne raus. Irgendwas läuft hier doch ganz komisch heute?! :D

Nachtrag!
Ein paar Stunden später: Jetzt hocke ich mit Hasi im Bulli. Draußen regnet’s. Ach hätte ich doch noch ein Vordach ;)