Fast eine Woche lang haben wir überlegt. Holen wir uns die kleene Hupe? Wollen wir überhaupt wieder einen Hasen? Wie ist das wohl mit 'nem neuen kleinen pubertierenden Nager in der Wohnung? Sind wir schon so weit?
Max soll kein Lückenfüller sein, sondern ein ganz eigenes spitzohriges Abenteuer. Nachdem wir ihn zwei Mal besucht haben und erste Annäherungsversuche mit Tränenkullern meinerseits passiert waren, beschlich uns eine kleine Angst, dass ihn jemand wegkaufen könnte. Also reservierten wir den kleinen Hosenscheißer bis zum nächsten Tag. In der Nacht dann die Entscheidung. Für mich war es seltsam ein Tier zu kaufen. Den kleinen Kalle hatte damals meine Schwägerin mitgebracht. Eine Nacht musste er noch im Laden bleiben und am nächsten Mittag ging es auf große Reise an die Ostsee. Die hat er ganz brav durchgestanden und ist dann am Abend in sein neues Zimmer eingezogen. Die Stuhlhusse wurde gleich einmal freudig spritzend markiert und vor dem zu Bett gehen noch ordentlich rumgeköttelt. Innerhalb der nächsten Tage, wurde Max Langohr - einer der vielen Namen, mit denen wir ihn ansprechen - zwar nicht zahmer, aber hormonbestimmer. Nun musste alles markiert und angespritzt werden. Wir tauften ihn auf Max Goldregen, Köttelmax, kleiner Pisser und waren ständig mit dem Lappen und dem Staubsauger zugange. Ich erkundigte mich in diversen Foren im Internet und erfuhr, dass andere Halter ähnliche feuchtfröhliche Erfahrungen machen mussten. So hat wohl ein Hase, der aufgrund seines Verhaltens kurzzeitig im Gästeklo wohnen musste, die Wände bis zu einem Meter hoch bespritzt. Viel einschneidender sind Berichte, wo der Hasi die Halterin bespringt und bespritzt, oder den ganzen Tag die Köttel zurück hält und sobald er frei ist, die kleinen Geschenke brav in der Wohnung verteilt. Zum Glück hat Max uns noch nicht voll gespritzt, nur so ein bisschen vielleicht. Doch als ich einen Teppich zum Schutz des anderen Teppichs, den wir extra neu ausgelegt hatten, in sein Revier lege, dreht er komplett durch und springt wie ein kleiner Rasensprenger durch die Küche. Ich hatte unterschätzt wie sehr der Teppich wohl noch nach Kalle roch. Alles muss besprüht werden. Ein kleiner Goldregen saust Spritzer für Spritzer auf den Teppich, an das Tischbein, die Stuhlhusse, den Laptop, die Dielen, die Heizung. Sicher könnte ich hier noch mehr aufzählen, aber das reicht sicher für's Vorstellungsvermögen ;)
Der Hase hüpft, mein Mann lacht sich schlapp und ich renn' rum wie ein wild gewordener Putzteufel, mir einbildend ich könnte den Hasen in seinem Reviermarkierungswahn maßregeln. Ein völlig groteskes Bild. Das kleine Spitzohr ist so schnell mit dem Hinternwackeln, dass ich kaum noch mit wischen und spülen hinterherkomme. Total abgenervt und ständig Köttel breittretend verlasse ich fluchend die Küche. Ich gebe auf für heute Abend, sollen die Männer doch ihr Ding machen. Am nächsten Tag rufe ich beim Tierarzt an und schildere ihm unser kleines Familienchaos. Er fragt mich wie alt Max ist und wir stellen fest, dass er mitten in der Pubertät steckt. Wir reden über Kastration. Mir wird etwas flau. Eine OP ist eine OP, ist eine OP! - Auch wenn es ein Routineeingriff ist. Wieder stöbere ich im Internet und lese, dass es nicht gut für Rammler ist, wenn sie ihren Trieb nicht ausleben können und vom Halter womöglich noch bestraft werden für ihr natürliches Verhalten. Das will ich nicht! Ich will nicht von ihm genervt sein, weil er das macht, was er nunmal als kleiner Männerhasi machen muss, weil es ihm die Natur so vorschreibt. Dass er sich quält will ich aber auch nicht.
Bei Kalle Krabowsky - so sein voller Name - wollte ich die Kastration um jeden Preis vermeiden. Bis sie nicht mehr zu vermeiden war. Ich würde es so beschreiben, als dass die Hasen aufmüpfig werden. Man sollte sich nie von ihrer Niedlichkeit blenden lassen. Die wissen, dass sie niedlich sind und nutzen das voll aus. Nachdem Kalle mir eines schönen Nachmittages mit einem kleinen Hüpfer direkt ins Gesicht pisst, ist die Entscheidung gefallen. Ich schreibe das hier so dramatisch, weil ich es so empfunden habe. Es war ne ganze Menge und geschmacklich ist es nicht zu empfehlen!
Um eine Entscheidung komme ich also nicht herum. Klar, ich könnte mich dagegen entscheiden und warten bis er einen neuen Rekord im Hochspritzen aufstellt. Unsere Decken sind etwa 3,40m hoch - viel Raum für neue Erfahrungen. Die Renovierung wird uns ruinieren und der Vermieter uns verjagen. - Alliterationen sind eine Stärke von mir ;) nur für Max haben wir noch keine gefunden. Vielleicht MachoMax, oder Max Mümmel. Falls euch was einfällt, wir freuen uns über witzige Wortschöpfungen.
Es bleibt wohl nichts anderes übrig als "Schnipp, schnapp Hoden ab." Ich hoffe der kleine Tiger steht das gut durch und erholt sich schnell. Bis dahin kleben wir alles mit Planen ab und sammeln die Köttel zum düngen unserer Balkonpflanzen ;)
Nachtrag - Auf dem Foto ist Kalle als Baby zu sehen <3 und Max heißt so, weil er aussieht wie einer :)